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Alkohol

Alkohol (Ethylalkohol oder Ethanol) wird seit Jahrtausenden als Nahrungs-, Heil-, Genuss- und Rauschmittel gebraucht und entsteht bei der Vergärung kohlenhydrathaltiger Produkte wie Früchte, Getreide oder Kartoffeln oder wird synthetisch hergestellt. Ethanol ist unter anderem auch in Pharma- oder Kosmetikprodukten, Desinfektionsmitteln, Lösungsmitteln oder Farbstoffen enthalten.

Alkoholhaltige Getränke wie Bier, Wein und Spirituosen sind Teil der Ess- und Trinkkultur in der Schweiz. Im Übermass konsumiert, verursachen sie beträchtliche gesundheitliche und soziale Probleme sowie Folgeschäden. So sind in der Schweiz geschätzte 250'000 bis 300'000 Personen alkoholabhängig, und jährlich sterben 1'600 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums. Ebenso verursacht Alkohol pro Jahr soziale Kosten von rund 2,8 Milliarden Franken. Dies entspricht rund 0,4 % des BIP.

Wirkungen von Alkohol

Bei jeder psychoaktiven Substanz hängt die Wirkung von der Dosierung und der Wirkstoffkonzentration ab. Darüber hinaus beeinflussen auch die Person (Alter, Geschlecht, Gewicht), deren Grundstimmung («Set») sowie die Situation und die Umgebung («Setting») das Konsumerlebnis.

Alkohol wird im Magen und im Darm schnell absorbiert und verteilt sich rasch in das zentrale Nervensystem. Alkohol wirkt psychoaktiv und hat stimulierende, entspannende, enthemmende und euphorisierende Effekte. Er kann auch das Urteilsvermögen einschränken, zu Konzentrationsverlust führen oder eine grössere Bereitschaft, Risiken einzugehen, bewirken. Eine hohe Alkoholkonzentration im Körper kann zu Bewusstlosigkeit, Verlust der Reflexe, Amnesie, schwacher Atmung, tiefer Körpertemperatur, Lähmungserscheinungen, Koma, unabsichtlichem Harnlassen und Atemstillstand bis hin zum Tod führen.

Bei gleichzeitigem Konsum von Alkohol mit anderen psychoaktiven Substanzen kann die Wirkung der verschiedenen Substanzen verstärkt werden. Alkohol kann auch die Wirkung von zahlreichen Medikamenten verstärken, vermindern oder verändern; zudem können dabei Unverträglichkeitsreaktionen auftreten.

Der Alkoholabbau erfolgt hauptsächlich über die Leber und kann nicht beschleunigt werden. Die Alkoholkonzentration im Blut (gemessen in ‰) ist von der konsumierten Menge, der Alkoholart, dem Zeitraum des Konsums sowie von individuellen Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Gewicht abhängig. Der Frauenkörper enthält mehr Fett und weniger Flüssigkeit als derjenige der Männer. Daher ist bei gleicher Konsummenge und identischem Gewicht der Blutalkoholgehalt bei einer Frau höher als bei einem Mann. Zudem erfolgt der Alkoholabbau bei Frauen langsamer als bei Männern.

Für Kinder und Jugendliche sind die Folgen des Alkoholkonsums schwerwiegender als für Erwachsene, vor allem wegen ihres geringeren Gewichts und weil die Hirnentwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Zudem baut ihr Organismus wegen der noch nicht voll ausgebildeten Leber den Alkohol weniger gut ab. Bereits eine geringe Alkoholmenge kann bei kleinen Kindern die Atmung herabsetzen und zum Tod führen.

Auch ältere Menschen reagieren empfindlich auf Alkohol, da sich der Wasseranteil im Körper im Alter reduziert. Deshalb weisen sie bei der gleichen Menge konsumierten Alkohols einen höheren Blutalkoholgehalt auf als jüngere Personen. Die Wirkung des Alkohols ist somit stärker und auch der Abbau dauert länger. Zusätzliche Komplikationen ergeben sich, wenn Alterskrankheiten wie Diabetes oder Demenz dazukommen.

Folgen des Alkoholkonsums

Die gesundheitlichen und sozialen Folgen eines übermässigen Alkoholkonsums oder einer Abhängigkeit sind sowohl für die Betroffenen selbst als auch für deren Umfeld, Familie und Kinder beträchtlich.

Gemäss der Klassifikation ICD-10 der WHO zeichnet sich eine Alkoholabhängigkeit durch starkes Verlangen nach Alkohol, verminderte Konsumkontrolle, Vernachlässigung anderer Interessen oder anhaltenden Konsum trotz ausgeprägter negativer Folgeerscheinungen aus. Auch ohne eine diagnostizierte Abhängigkeit kann der Konsum von Alkohol mit Risiken und negativen Folgen verbunden sein, wenn beispielsweise grosse Mengen innert kurzer Zeit konsumiert werden oder in unangepassten Situationen (z. B. Strassenverkehr, Arbeit, Schwangerschaft).

Mögliche Gesundheitsfolgen des problematischen Alkoholkonsums oder einer Alkoholabhängigkeit sind:

  • Lebererkrankungen: Fettleber, Leberzirrhose
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse
  • Magen- und Darmgeschwüre, Magenschleimhautentzündung
  • Übergewicht
  • Psychiatrische und soziale Störungen, z. B. Depressionen
  • Erhöhtes Krebsrisiko: Brust, Mund, Rachen, Speiseröhre, Leber, Darm
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Schlaganfall

Weitere häufig mit Alkoholkonsum in Verbindung stehende negative Folgen sind Unfälle und Verletzungen, ebenso ist die Gewaltbereitschaft erhöht. Eine Alkoholvergiftung ist zudem lebensgefährlich.

An den sozialen und finanziellen Folgen des Alkoholkonsums wie Arbeitsplatzverlust, Beziehungsprobleme oder Gewalt leiden besonders nahe Angehörige, namentlich auch Kinder.

In der Schwangerschaft wird von jeglichem Alkoholkonsum abgeraten, weil Alkohol die Plazentaschranke durchdringt und alle Organe des Ungeborenen sowie das zentrale Nervensystem beeinträchtigen kann. Folgen für die Kinder können neurologische Entwicklungsstörungen, Verhaltensstörungen, Lernschwächen oder ein verzögertes Wachstum sein. Auch in der Stillzeit empfiehlt sich Zurückhaltung beim Alkoholkonsum, denn der Alkohol gelangt über die Muttermilch zum Kind.

Hilfe, Beratung und Therapie bei Fragen rund um Alkohol

Für Betroffene, Angehörige und andere an der Suchtthematik Interessierte gibt es verschiedene Informations- und Beratungsmöglichkeiten in allen Regionen der Schweiz sowie Onlineangebote. Bei Suchtberatungsstellen können Termine vereinbart werden. Viele Angebote sind kostenlos, und die Berater:innen unterliegen der Schweigepflicht.

Hilfe vor Ort

In der Datenbank Suchtindex.ch von Infodrog sind Beratungsstellen, Therapieeinrichtungen und Selbsthilfeorganisationen zu finden.

Onlineberatung

Kostenlose und anonyme Onlineberatung zu Suchtfragen für Betroffene, Angehörige und Nahestehende, für Fachpersonen und Interessierte.

Prävention im Bereich Alkohol

Durch präventive Massnahmen soll der Einstieg in den Konsum verhindert oder hinausgezögert werden. Gleichzeitig hat die Prävention zum Ziel, dass ein verantwortungsvoller und kontrollierter Umgang mit psychoaktiven Substanzen ermöglicht wird. Gängige Massnahmen sind zielgruppenspezifische Informationen über die Konsumrisiken sowie die Früherkennung und Frühintervention problematischer Konsumformen.

Feel-ok.ch

Ein informatives Internetportal für Jugendliche, Lehrpersonen und Multiplikator:innen.

Alkohol im Alter

Wissensplattform für ältere Menschen, für Angehörige und für Fachleute, die ältere Menschen betreuen, begleiten oder beraten.

Wie viel ist zu viel?

Erfahren Sie, wie viel zu viel ist und wieso nicht für alle das gleiche gilt. Fakten und Prävention zum Thema Alkohol.

Publikationen zu Alkohol

Sucht Schweiz stellt verschiedene Materialien und Publikationen im Bereich Alkohol zum Download zur Verfügung.

Auf der Website von Migesplus.ch werden Broschüren, Ratgeber, Filme und Bildungsunterlagen in 56 Sprachen zur Verfügung gestellt.

Schadensminderung bei Alkoholkonsum

Die Schadensminderung hat zum Ziel, die negativen Folgen des Konsums psychoaktiver Substanzen für Betroffene und die Gesellschaft zu minimieren.

Hilfe vor Ort

Angebot der Schadensminderung bei Alkoholproblemen.

Heimfahrtdienst Nez Rouge

Die Aktion Nez Rouge ist eine nationale Präventionsmassnahme zur Unfallverhütung.

Praxis Suchtmedizin

Informationen zum kontrollierten Trinken für Fachpersonen.

Drugs – Just Say Know

Safer-Use-Informationen zu Alkohol für Konsumierende.

Regulierung und Gesetzesvollzug im Bereich Alkohol

Die schweizerische Alkoholpolitik stützt sich auf eine Reihe von Rechtsbestimmungen. In erster Linie werden Produktesicherheit, Herstellung und Handel geregelt. Darüber hinaus bestehen verschiedene Vorgaben zum Schutz der Gesundheit und insbesondere zum Schutz der Jugendlichen. Es handelt sich dabei um Vorschriften bezüglich Abgabebeschränkungen, Täuschung, Besteuerung, Werbung, Strassenverkehrssicherheit und Arbeitsplatzsicherheit.

Das Gesetz sieht für alkoholische Getränke folgende Abgabealter vor:

  • Wein, Bier, Obstwein ab 16 Jahren (im Tessin ab 18 Jahren)
  • Spirituosen, Aperitifs und Alcopops ab 18 Jahren

Mit Testkäufen wird das Abgabeverbot an Jugendliche kontrolliert.

Zahlen zum Alkoholkonsum

Zahlen zum Alkoholkonsum in der Schweiz, zu den Folgen und dem Markt finden sich auf folgenden Seiten.

Monitoring-System Sucht und nichtübertragbare Krankheiten (MonAM)

Website des Bundes mit Kennzahlen zu Sucht und nicht-übertragbare Krankheiten.

Weiterführende Informationen zu Alkohol für Fachpersonen

Praxis Suchtmedizin

Medizinische Informationen für Hausärzt:innen sowie weitere Berufsgruppen der medizinischen Grundversorgung.

Informationsplattform für Prävention im Praxisalltag

PEPra ist ein Projekt der FMH und weiterer Trägerorganisationen zur Förderung der Prävention und Früherkennung von nicht übertragbaren Krankheiten, Sucht und psychischer Gesundheit in der ambulanten medizinischen Grundversorgung.

Publikationen im Suchtbereich

Sucht Schweiz stellt verschiedene Materialien und Publikationen zum Download zur Verfügung.

Alkoholismus Therapieforschung Schweiz atf

Forschungsverbund, der von der Forel Klinik und vom Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht Südhang getragen wird.

Schweizerische Stiftung für Alkoholforschung SSA

Die SSA finanziert fundierte Projektvorhaben, die neue Erkenntnisse auf dem gesamten Gebiet der Alkoholfragen versprechen.

News zum Thema Alkohol

Studie zur Alkoholdebatte der Migros

Die Migros hat den Verkauf von Alkohol in ihren Supermärkten lange Zeit verboten. Eine Studie analysiert die Prozesse des Framing und untersucht einen kürzlich gescheiterten Versuch, das seit langem bestehende Verbot durch eine Mitglieder:innenabstimmung im Jahr 2022 aufzuheben. Es zeigt sich, dass Befürwortende und Gegner:innen eine Kombination von Argumenten aus den Bereichen öffentliche Gesundheit, Wirtschaft/Markt und soziale Verantwortung der Unternehmen verwendeten.

Ecstasy am häufigsten verantwortlich für Drogentodesfälle auf Festivals

Eine Untersuchung von drogenbedingten Todesfällen auf Festivals in Australien benennt Ecstasy als häufigste Ursache. Den Ergebnissen zufolge haben sich im Untersuchungszeitraum 64 Todesfälle auf Festivals ereignet. Das mittlere Alter der Verstorbenen betrug 23 Jahre, etwa dreiviertel waren männlich. Als häufigste Todesursache wurde Ecstasy erwähnt. In 38 Fällen wurde Ecstasy toxikologisch nachgewiesen. In zwölf Fällen wurde eine Vergiftung durch Ecstasy als Todesursache genannt.

Medikamentenkonsum nimmt seit 30 Jahren kontinuierlich zu

2022 nahm mehr als die Hälfte der Bevölkerung (55%) über einen Zeitraum von sieben Tagen ein Medikament ein. Der Konsum steigt seit 30 Jahren kontinuierlich an. Insbesondere der Gebrauch von Schmerzmitteln ist von 12% im Jahr 1992 auf 26% im Jahr 2022 gestiegen. Dies sind Ergebnisse der neu publizierten Standardtabellen zur «Schweizerischen Gesundheitsbefragung» des Bundesamts für Statistik (BFS). 110 Tabellen informieren zu Themen des Gesundheitsverhaltens, des Gesundheitszustands sowie zur Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems der Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren.

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