Suchen

Präventionslexikon A-Z
A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

Früherkennung & Frühintervention

Früherkennung und Frühintervention (F&F) hat zum Ziel, die ersten Anzeichen eines Problems und individuelle Gefährdungen möglichst früh zu erkennen und den Handlungsbedarf abzuklären, um geeignete Massnahmen zu finden, und die Betroffenen zu unterstützen. Dieser Ansatz lässt sich in jedem Lebensalter zur Bewältigung verschiedener Gesundheitsprobleme wie Risikoverhalten oder -konsum, Sucht, psychische Probleme usw. anwenden. So gibt es Ansätze zur Früherkennung von Suchtproblemen, psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Suizid oder auch sozialer Desintegration. Es besteht ein Konsens, dass sich der Terminus «früh» primär auf das Problemstadium respektive den Interventionszeitpunkt und nicht auf das Alter der Betroffenen bezieht. Dementsprechend gibt es also auch Frühinterventionsprogramme für ältere Menschen. Interventionen bei Kindern werden hingegen vielmehr unter dem Begriff Frühe Förderung zusammengefasst.

Ausgehend vom Modell der Salutogenese, will F&F die Ressourcen und die Handlungsfähigkeit der Betroffenen stärken, deren Risikofaktoren minimieren sowie das gesundheitsförderliche Umfeld stärken. Der Ansatz berücksichtigt somit die Gesundheitsdeterminanten, d. h. das Spektrum der persönlichen, sozialen, wirtschaftlichen und umweltbedingten Faktoren, die für die gesunde Lebenserwartung von Einzelpersonen und Bevölkerungsgruppen massgebend sind.

Bei F&F wird idealerweise der Settingansatz angewendet. In einem ersten Schritt erfordert er die Gestaltung der Rahmenbedingungen für jedes Setting. Diese Bedingungen definieren den Rahmen, in welchem die Implementierung der verschiedenen Elemente des F&F-Ansatzes möglich ist:

  • Früherkennung: Möglichst frühe Erkennung der Anzeichen von aufkommenden Problemen bei Menschen oder Gruppen.
  • Situationseinschätzung: Analyse der Situation durch eine Gesamteinschätzung der Risiko- und Schutzfaktoren auf individueller, kollektiver und institutioneller Ebene unter Berücksichtigung der Dynamik zwischen diesen verschiedenen Dimensionen.
  • Frühintervention: Bestimmung, Entwicklung und Umsetzung geeigneter Massnahmen auf individueller, kollektiver und institutioneller Ebene.
  • Evaluation: Auswertung des Prozesses und der Wirkung der Massnahmen und gegebenenfalls Erwägung weiterer Interventionen.

F&F wird in der Regel als Bindeglied zwischen primärer oder universeller Prävention und Behandlung verstanden. Es wird häufig darauf hingewiesen, dass Grenzen kaum präzise gezogen werden können und letztlich vom Beobachtungsstandpunkt abhängen. Die frühe Unterstützung verhaltensauffälliger Kinder kann beispielsweise als indizierte Prävention späteren Substanzmissbrauchs und auch als Frühintervention verstanden werden. Prävention und Behandlung (einschliesslich F&F) schliessen sich nicht gegenseitig aus, sondern bedingen sich wechselseitig und sind auf einem Kontinuum anzusiedeln.

Generell muss beachtet werden, dass Früherkennung nur dann Sinn macht, wenn eine daran anschliessende Intervention bekannt und verfügbar ist. Zur Früherkennung gehört zudem eine gute Kenntnis von Risikofaktoren für das jeweilige Problem.

Quellen

Bundesamt für Gesundheit (Hrsg.) (2022): Früherkennung und Frühintervention: Harmonisierte Definition. Bern: BAG. https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/npp/f-f/f-f-harmonisierte-definition.pdf.download.pdf/F-F%20Harmonisierte%20Def_D_VF.pdf, Zugriff 29.05.2023.

Fachverband Sucht (Hrsg.) (2022): Hinschauen, einschätzen und begleiten. Früherkennung und Frühintervention (F+F): ein Handbuch für Bezugspersonen. Zürich: Fachverband Sucht. https://fachverbandsucht.ch/download/1329/Handbuch_Hinschauen_Handeln_A5_Online_1-seitig.pdf, Zugriff 29.05.2023.

Bachmann, A./Kläusler-Senn, C./Fabian C. (2011): Früherkennung und Frühintervention: Wo stehen wir? SuchtMagazin 37(5): 4-9. https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=sum-003%3A2011%3A37%3A%3A206#209, Zugriff 14.12.2021.

[zuletzt aktualisiert am 29.05.2023]

Zitiervorschlag

Infodrog (JJJJ). Früherkennung & Frühintervention. Präventionslexikon: https://www.infodrog.ch/de/wissen/praeventionslexikon/frueherkennung-und-fruehintervention.html, Zugriff 19.03.2024.

Dokumente

Weiterführende Informationen

Nach oben

Infodrog

Schweizerische Koordinations-
und Fachstelle Sucht

Eigerplatz 5
3007 Bern

+41 (0)31 376 04 01