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Heroin | Opioide

Heroin (chemische Bezeichnung: Diacetylmorphin) wird aus Rohopium gewonnen. Opium ist der eingetrocknete Milchsaft der Pflanze Schlafmohn. Daraus wird in einem Zwischenschritt Morphin extrahiert, welches anschliessend mittels einer chemischen Reaktion mit Essigsäure in Heroin umgewandelt wird. Heroin ist ein halbsynthetisches, stark schmerzstillendes Opioid, das ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial aufweist.

Auf dem Schwarzmarkt wird es als weisses, cremefarbenes, graues oder bräunliches Pulver gehandelt und enthält meist Streckmittel und Verunreinigungen aus der Produktion. Heroin (auch Sugar, H, Gift genannt) wird oft mit einem Gemisch aus Koffein und dem Schmerzmittel Paracetamol sowie mit nicht pharmakologisch wirksamen Zusatzstoffen wie Milchpulver, Mehl und Ascorbinsäure gestreckt. Es wird sowohl geraucht (Folienrauchen) als auch injiziert oder geschnupft.

Wirkungen von Heroin | Opioiden

Bei jeder psychoaktiven Substanz hängt die Wirkung von der Dosierung und der Wirkstoffkonzentration ab. Darüber hinaus beeinflussen auch die Person (Alter, Geschlecht, Gewicht), deren Grundstimmung («Set») sowie die Situation und die Umgebung («Setting») das Konsumerlebnis.

Heroin hat eine stark euphorisierende, ausgleichend-beruhigende und angstlösende Wirkung. Es treten Gefühle von Geborgenheit und tiefer Selbstzufriedenheit auf, und Sorgen verlieren an Bedeutung. Weitere akute körperliche Folgen des Heroinkonsums sind: Verlangsamung der Atmung, Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz, Blutdruckabfall, Pulsverlangsamung, Pupillenverengung («Stecknadelpupillen») und Harnverhaltung (Behinderung der Entleerung der Harnblase).

Bei intravenösem Konsum tritt die Wirkung innerhalb von 10 Sekunden ein, geraucht oder gesnieft nach ein paar Minuten. Die Wirkdauer beträgt in der Regel zwischen 2-5 Stunden.

Folgen des Heroinkonsums

Die Folgen des Heroinkonsums hängen eng mit der Konsumform zusammen. Sniefen kann zu einer Schädigung der Nasenscheidewände und Schleimhäute führen. Beim Rauchen kann es zu einer Schädigung der Bronchien und Verkleben der Lunge kommen. Beim Injizieren sind Entzündungen der Venen häufig, und das Risiko der Ansteckung mit übertragbaren Krankheiten (Hepatitis C, HIV) ist stark erhöht.

Der Dosierung kommt eine grosse Bedeutung zu, da die Grenze von einer verträglichen zu einer tödlichen Dosis sehr gering ist. Die Unterschiede im Wirkstoffgehalt verschiedener Substanzen sind darüber hinaus beträchtlich, was Überdosierungen begünstigen kann. Fentanyl beispielsweise ist etwa fünfzigmal stärker als Heroin und rund hundertmal stärker als Morphin. Bei einer Überdosierung kann es zu einer starken Reduktion der Atemfrequenz oder gar zum Atemstillstand mit potenziellen Hirn- und Organschädigungen bis hin zum Tod kommen. Bei einer Überdosis sollte immer ärztliche Hilfe hinzugezogen werden.

Gerade beim Konsum mit weiteren sedierenden Substanzen wie Alkohol oder Benzodiazepinen steigt die Gefahr einer lebensgefährlichen Überdosis sehr stark an. Heroin wird oft auch zusammen mit Kokain konsumiert. Diese Mischung wird umgangssprachlich «Cocktail» oder «Speedball» genannt. Da die beiden Drogen entgegengesetzt wirken, wird der Kreislauf stark belastet und die Gefahr einer Überdosierung ist besonders hoch.

Beim Heroinkonsum können schwerwiegende Folgen wie Verwirrung, Erinnerungslücken, undeutliche und verwaschene Sprache sowie Koordinationsstörungen, extreme Verstopfung und eine Verringerung der sexuellen Lust auftreten.

Heroin macht schnell physisch und psychisch abhängig, mit starken Entzugssymptomen, die 8–12 Stunden nach der letzten Einnahme auftreten. Typische Entzugssymptome sind Schweissausbrüche und Kälteschauer, Augen- und Nasenrinnen, Erbrechen, Durchfall, Unruhe, Gereiztheit, Schwäche, Angst, depressive Zustände, schmerzhafte Krämpfe und Schlaflosigkeit. In seltenen Fällen treten auch Halluzinationen, Krampfanfälle und psychotische Phasen auf.

Längerfristige körperliche Schädigungen entstehen hauptsächlich durch gefährliche Streckmittel und Verunreinigungen des Heroins, nicht durch das Heroin selbst. Durch die teilweise sehr schwierigen Lebensumstände der Konsumierenden (schlechte Injektionshygiene, Spritzentausch, Prostitution, mangelhafte Ernährung) können verschiedene Erkrankungen (z. B. Mangelerkrankungen und Infektionskrankheiten wie Aids infolge einer HIV-Infektion oder eine Leberinfektionen infolge einer Hepatitis-C-Infektion) auftreten.

Die Anzeichen einer Schwangerschaft werden von Heroinkonsumierenden oft sehr spät erkannt, da sie Übelkeit und Erbrechen für Entzugssymptome halten. Beim Konsum während der Schwangerschaft wird der Fötus starken gesundheitlichen Risiken ausgesetzt (z. B. Wachstumsverzögerung, Störung der Sauerstoffversorgung). Ein abrupter Entzug während der Schwangerschaft erhöht das Risiko einer Totgeburt. Aus diesem Grund wird oft eine Substitutionsbehandlung (z. B. mit Methadon) eingeleitet, verbunden mit einer psychosozialen Betreuung. Für das Neugeborene bestehen Risiken wie Frühgeburt (Hirnschäden, Atemprobleme), niedriges Geburtsgewicht, geringer Kopfumfang, Entzugssymptome (exzessives Saugen, Muskelkrämpfe, Fieber, Schlaf- und Ernährungsstörungen) sowie ein HIV- und Hepatitis-Risiko, sofern die Mutter infiziert ist.

Hilfe, Beratung und Therapie bei Fragen rund um Heroin | Opioide

Für Betroffene, Angehörige und andere an der Suchtthematik Interessierte gibt es verschiedene Informations- und Beratungsmöglichkeiten in allen Regionen der Schweiz sowie Onlineangebote. Bei Suchtberatungsstellen können Termine vereinbart werden. Viele Angebote sind kostenlos, und die Berater:innen unterliegen der Schweigepflicht.

Zwei wichtige Pfeiler der Therapie sind die Opioidagonistentherapie (OAT; vormals substitutionsgestützte Behandlung) und die heroingestützte Behandlung (HeGeBe). Das Ziel beider Massnahmen ist die Reduktion der grössten gesundheitlichen und sozialen Risiken bei Opioidabhängigen. Bei der Substitution werden illegal konsumierte Opioide (Heroin) durch ärztliche Verordnung von Medikamenten mit ähnlicher Wirkung ersetzt (z. B. Methadon, Buprenorphin, Morphin). Bei der heroingestützten Behandlung kommt Diacetylmorphin (pharmazeutisches Heroin) zum Einsatz. Die Behandlung mit Diacetylmorphin unterliegt besonderen Bestimmungen.

Hilfe vor Ort

In der Datenbank Suchtindex.ch von Infodrog sind Beratungsstellen, Therapieeinrichtungen und Selbsthilfeorganisationen zu finden.

Onlineberatung

Kostenlose und anonyme Onlineberatung zu Suchtfragen für Betroffene, Angehörige und Nahestehende, für Fachpersonen und Interessierte.

Prävention von Heroinkonsum

Durch präventive Massnahmen soll der Einstieg in den Konsum verhindert oder hinausgezögert werden. Gleichzeitig hat die Prävention zum Ziel, dass ein verantwortungsvoller und kontrollierter Umgang mit psychoaktiven Substanzen ermöglicht wird. Gängige Massnahmen sind zielgruppenspezifische Informationen über die Konsumrisiken sowie die Früherkennung und Frühintervention problematischer Konsumformen.

Heroin wird von Fachleuten als gefährlich eingestuft. Todesfälle infolge von Überdosierungen (häufig in Kombination mit anderen Substanzen) sind keine Seltenheit. Wegen der möglichen gravierenden Folgen (Beschaffungskriminalität, prekäre Lebensumstände) für die Lebensbiographie der Konsumierenden und den negativen psychischen und physischen Auswirkungen ist der Nichteinstieg ein wichtiges Ziel der Prävention. Dabei geht es einerseits darum, mit Informationen die Risiken des Heroinkonsums aufzuzeigen, andererseits sollen aber auch die individuellen Kompetenzen gestärkt werden.

Publikationen zu Heroin und Opioiden

Sucht Schweiz stellt verschiedene Materialien und Publikationen zum Thema Heroin und Opioide zum Download zur Verfügung.

United Nations Office on Drugs and Crime (Englisch)

Monitoring and Evaluating – Youth Substance Abuse Prevention Programmes

Schadensminderung bei Heroinkonsum

Die Schadensminderung hat zum Ziel, die negativen Folgen des Konsums psychoaktiver Substanzen für Betroffene und die Gesellschaft zu minimieren.

Eine wichtige Massnahme der Schadensminderung ist die Kombination von Testen (Drug Checking) und Informieren (Informationen/Kurzberatungen). Durch das Testen kann die tatsächliche Zusammensetzung der pychoaktiven Substanzen in mobilen Labors oder vor Ort festgestellt werden und die negativen Folgen aufgrund beigemischter Substanzen verringert werden. Diese Kontroll-Tests werden durch begleitende Gespräche und durch Erklärungen der Substanzanalyse mit klaren Präventionsbotschaften ergänzt. Auf verschiedenen Websites können sich Konsumierende über Safer-Use-Regeln informieren. Die Websites geben Empfehlungen zu Konsumpraktiken und liefern detaillierte Informationen über die spezifischen Substanzen (Risiken, Langzeiteffekte usw.).

Beispiele von schadensmindernden Massnahmen beim Heroinkonsum sind niederschwellige Angebote wie Kontakt- und Anlaufstellen (K+A), Spritzentausch sowie die aufsuchende Sozialarbeit. Weiter ermöglichen Konsumräume («Fixerstübli»), Substanzen unter hygienischen Bedingungen zu konsumieren

Hilfe vor Ort

In der Datenbank Suchtindex.ch von Infodrog sind Beratungsstellen, Therapieeinrichtungen und Selbsthilfeorganisationen zu finden.

Praxis Suchtmedizin

Informationen zu Heroin | Opioide für Fachpersonen

Regulierung und Gesetzesvollzug im Bereich Heroin

Das Betäubungsmittelgesetz (BetmG) und die entsprechenden Verordnungen regeln den Umgang mit Betäubungsmitteln und psychotropen Stoffen sowie die Aufgabenteilung der zuständigen nationalen und kantonalen Behörden. Heroin unterliegt dem BetmG.

Zahlen zum Heroinkonsum

Zahlen zum Heroinkonsum in der Schweiz, zu den Folgen und dem Markt finden sich auf folgenden Seiten.

Weiterführende Informationen zu Heroin | Opioiden für Fachpersonen

Praxis Suchtmedizin

Medizinische Informationen für Hausärzt:innen sowie weitere Berufsgruppen der medizinischen Grundversorgung.

Informationsplattform für Prävention im Praxisalltag

PEPra ist ein Projekt der FMH und weiterer Trägerorganisationen zur Förderung der Prävention und Früherkennung von nicht übertragbaren Krankheiten, Sucht und psychischer Gesundheit in der ambulanten medizinischen Grundversorgung.

Publikationen im Suchtbereich

Sucht Schweiz stellt verschiedene Materialien und Publikationen zum Download zur Verfügung.

News zum Thema Heroin | Opioide

Sendung «nano» zum Thema Crack in der Schweiz

Der Drogenhandel in Europa ist aktiver denn je. Substanz Nummer eins ist Cannabis, gefolgt von Kokain. Und gerade Crack, hergestellt aus Kokain, wird immer mehr zum Problem. Wie gehen wir damit um? Crack flutet den europäischen Markt und verändert die Drogenszene stark. In vielen Städten kommt die offene Drogenszene zurück, auch in der Schweiz. Die  Sendung nano ergründet, warum das so ist und – vor allem – wie Menschen mit einer Abhängigkeit geholfen werden kann.

Schweizer Zoll 2023: Weniger Betäubungsmittel sichergestellt, aber mehr Dopingmittel

Im Bereich der Betäubungsmittel hat das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit  BAZG weniger Marihuana (2023: 243 Kilo / 2022: 476 Kilo) und weniger Heroin (2023: 7 Kilo / 2022: 11 Kilo) festgestellt. Beim Kokain blieb die Menge auf dem Niveau der Vorjahre, wenn man einen Grossfund aus dem Jahre 2022 aus der Statistik herausrechnet (2023: 110 Kilo / 2022: 568 Kilo / 2021: 90 Kilo). Hingegen verzeichnete das BAZG eine deutliche Zunahme bei den Designerdrogen (2023: 84 Kilo / 2022: 15 Kilo), insbesondere bei den synthetischen Cannabinoiden.

Nitazene: wachsende Gefahr in Europa

Ein aktueller Beitrag streicht die möglichen negativen Auswirkungen von Nitazene auf die öffentliche Gesundheit heraus und verweist auf neue Daten aus Estland und Lettland. Diese zeigen wie die Einführung von Nitazenen die Trends bei der drogenbedingten Mortalität rasch beeinflussen kann. Der Beitrag verweist darauf, dass die bestehenden Ansätze zur Bewältigung von Opioidproblemen nicht ausreichen würden, die sich durch das Auftauchen einer Reihe hochpotenter, aber pharmakologisch unterschiedlicher Substanzen ergeben.

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