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Familie und Sucht

Wenn eine Person eine Sucht entwickelt, wirkt sich dies auch auf ihre Umgebung aus, insbesondere auf die Familienmitglieder. Zu den betroffenen Nahestehenden gehören Eltern, Geschwister und Partner, aber auch andere Angehörige oder Freund:innen. Die Kinder einer suchtbetroffenen Person sind dabei besonders gefährdet. Nach einer Studie leben in der Schweiz schätzungsweise 100'000 Kinder mit einem Elternteil zusammen, der Substanzen problematisch konsumiert oder abhängig ist. Etwa 5,8 % der Kinder unter 15 Jahren wachsen in einer Familie mit riskantem Alkoholkonsum auf, etwa 31,3 % leben mit Eltern, die Nikotinprodukte konsumieren, und etwa 1,8 % mit Eltern, die eine illegale Substanz konsumieren.

Die Kinder sind häufig mit Spannungen, Konflikten, Gewalt in verschiedenen Formen, Szenen der Not und des Leidens konfrontiert. Sie befinden sich daher ständig in Stresssituationen und sind häufig Traumata sowie einem unberechenbaren oder inkohärenten Klima ausgesetzt. Häufig schützen sie ihre Eltern und mögliche Geschwister. Dabei tragen sie grosse Verantwortung und empfinden Scham und Schuld für die Situation, in der sie sich befinden. Dies führt dazu, dass sie in einem Klima der Unsicherheit und Angst leben, in ihrem Umfeld nicht über ihre Situation sprechen können und sich isolieren, wodurch ihr Leiden nicht erkannt wird und sie die benötigte Hilfe nicht erhalten. Diese Situation kann ihre Entwicklung behindern und setzt sie einem sechsfach erhöhten Risiko aus, als Erwachsene eine Abhängigkeit oder eine andere psychische Störung zu entwickeln. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Mehrheit der Kinder im Erwachsenenalter keine Sucht oder psychischen Probleme entwickelt.

Für Kinder und Eltern aus suchtbetroffenen Familien sind verschiedene Hilfsangebote verfügbar.

Für Fachpersonen in den Bereichen Sucht und Kinderbetreuung werden Schulungen angeboten, um Kinder in schwierigen Situationen zu erkennen und sie bei den Gesprächen zu unterstützen. In problematischen Situationen sind auch Supervisionen möglich, die es erlauben, die Rollen der verschiedenen beteiligten Fachkräfte zu klären.

Mit einer Vertrauensperson darüber zu sprechen, ist für ein Kind in dieser Situation ein Schutzfaktor. Es ermöglicht dem Kind, sich in der schwierigen Situation anerkannt zu fühlen und aus der Isolation herauszukommen. Für das Kind ist es wichtig zu verstehen, dass Sucht eine Krankheit ist und es nicht für das Verhalten des kranken Elternteils verantwortlich ist.

[erstellt am 31.01.2022]

Quellen

Bundesamt für Gesundheit (2020): Faktenblatt «Kinder aus Familien mit risikoreichem Substanzkonsum»: https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/npp/faktenblaetter/faktenblaetter-kjg/faktenblatt-kinder-aus-familien-mit-risikoreichem-substanzkonsum.pdf, Zugriff 31.01.2022.

Sucht Schweiz, Website. Eltern und Sucht: http://www.elternundsucht.ch, Zugriff 31.01.2022.

Blaues Kreuz Zürich, Webseite. Sucht in der Familie: https://zh.blaueskreuz.ch/sucht-in-der-familie, Zugriff 31.01.2022.

Sucht Schweiz, Website. Aktionswoche für Kinder von suchtkranken Eltern: https://kinder-von-suchtkranken-eltern.ch, Zugriff 31.01.2022.

Zitiervorschlag

Infodrog (JJJJ). Familie und Sucht. Präventionslexikon: https://www.infodrog.ch/de/wissen/praeventionslexikon/familie-und-sucht.html, Zugriff 19.03.2024.

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